Gemeinde leiten und entwickeln, Schwerpunkte und Ziele setzen

Zur Leitung einer Gemeinde gehört die geschickte Verwaltung von Finanzen, Gebäuden, Liegenschaften, Friedhöfen und Personal. Und es gehört dazu, den Weg der Gemeinde zu bestimmen. Dazu ist es nötig, Schwerpunkte und Ziele zu setzen. Das ist nicht einfach, weil die alltäglich zu bewältigenden Aufgaben oft wenig Raum lassen. Am Anfang – immer wieder auch zwischendurch – steht deshalb die Besinnung auf das Wesen und den Auftrag der Gemeinde in unserer Zeit und am jeweiligen Ort. Es ist die Frage nach dem Warum christlicher Gemeinschaft und Organisation. Hier sind geistliche Schritte des Hörens aufeinander und auf Gott grundlegend. Das kann bedeuten, miteinander über ein biblisches Wort nachzudenken und danach zu fragen, welche Orientierung oder welcher Impuls sich daraus für die aktuellen Herausforderungen ergeben. Es kann bedeuten, im Gebet nach dem Willen Gottes zu fragen oder auch eine Diskussion für einen Moment der Besinnung zu unterbrechen.

Inhalte

Motivation

Dimensionen kirchlichen Lebens

Kreativitätsblockaden

Den Sozialraum wahrnehmen

Etwas lassen

Begleitung für Gemeindeentwicklung

Motivation

In der gemeinsamen Arbeit kommt es auf die innere Motivation aller Beteiligten an. Bisweilen sind wir aber reformmüde oder richten unsere Aufmerksamkeit blitzschnell auf Schwierigkeiten und Probleme. Deshalb hat es sich bewährt, zuerst wahrzunehmen, was wertvoll ist: Dem auf die Spur kommen, wo einem das Herz aufgeht, und davon einander erzählen. Manchmal ist es sinnvoll, mit Bildern zu arbeiten, um das Unterbewusste mit einzubeziehen. Dabei lässt sich entdecken, welche Sehnsucht in einem steckt oder was wirklich Kraft hat. Von da aus kann man fragen, was zu wünschen ist. Wohin soll der Weg gehen? Was soll sich entwickeln? Der nächste Schritt ist ein Blick auf die vorhandenen Ressourcen: Welche Menschen sind da, die sich engagieren? Wer steht hinter uns? Welche Mittel stehen zur Verfügung (Gebäude, Finanzen, Liegenschaften etc.)? Und dann ist da die Frage: Mit wem können wir uns zusammentun, um unsere Ziele zu erreichen, sei es in der Kommune, in den Vereinen vor Ort oder in anderen Gemeinden der Region.

Schließlich sind die Ziele in Beziehung zu setzen zu den unterschiedlichen Bereichen der Gemeinde beziehungsweise zu den Dimensionen kirchlichen Lebens. Welche Bereiche stützen die Ziele besonders? Wo gibt es Stärken und wo ist ein wichtiger Ansatzpunkt, um etwas weiterzuentwickeln? 

Literaturhinweis: Vgl. Michael Faschingbauer, Effectuation: Wie erfolgreiche Unternehmer denken, entscheiden und handeln, Stuttgart 2017, 3. Aufl.

Dimensionen kirchlichen Lebens

Eine Dimension ist das Wort. Das können verschiedene Weisen sein, in Andacht oder Predigt Glauben zu wecken und zu stärken. Eine andere Dimension ist christliche Gemeinschaft, eine Gemeinschaft, die vom Geist Jesu geprägt ist. Dann sind da diakonisches Handeln (gegenüber Menschen in Not) und Spiritualität (in gemeinsamer Feier oder dem ganz persönlichen geistlichen Leben). Worin liegen hier besondere Stärken einer Gemeinde? Was hat Kraft und Ausstrahlung? Wo liegt etwas im Argen? Dazu kann man unterschiedliche Arbeitszweige und Ausdrucksformen der Gemeinde in Beziehung setzen: den Gottesdienst, die Kirchenmusik, Kinder- und Jugendarbeit, die Unterstützung der Familien in der Weitergabe des Glaubens, die Integration Lediger, Alleinerziehender, Seniorenarbeit, Friedens- und Schöpfungsbezug und vieles mehr. Wie verhält sich das zueinander und im Blick auf die erwähnten Dimensionen? Zahlen spielen immer eine Rolle, aber es ist insgesamt stärker eine Frage nach der Qualität und Vitalität einzelner Bereiche.

Kreativitätsblockaden

Wenn es trotz vieler guter Ideen Blockaden gibt, Widerstände oder Lähmung, muss der Blick tiefer gehen. Grundlegende menschliche Bedürfnisse sind hier sehr ernst zu nehmen. Das sind vor allem Bedürfnisse nach Sicherheit, Orientierung, Fairness, Wertschätzung und Verbundenheit. Gerade in unsicheren Zeiten verbreiten sich Beharrungskräfte und Fundamentalismen und verlangen einen offenen Umgang mit vorhandenen Ängsten. Besonders wichtig ist es, auf vielfache Weise die Verbundenheit zu stärken.

Bei Kreativitätsblockaden wird es oft schwierig: An wunde Punkte geht keine Gemeinde gerne heran. Aber bisweilen gibt es Tabus, Verletzungen, krankmachende Geschichten, Metaphern, die nicht hilfreich sind, auch Loyalitäten oder Animositäten z.B. gegenüber Vorgängern, die eine Wirkung haben. Es geht hier um den Umgang mit negativen Kräften. Sie zu identifizieren, im Gebet damit vor Gott zu kommen und gemeinsam Wege der Aussöhnung, Vergebung oder schlicht Schadensbegrenzung zu suchen, ist unbeschreiblich wertvoll. Denn erst da, wo die Wunden der Vergangenheit heilen können, wird Energie für neue Schritte frei. Und genauso geht es um den bewussten Umgang mit positiven Kräften: wertvolle Gaben und Eigenschaften der Menschen, eine gute Ausstrahlung und Resonanz der Gemeinde in dem einen oder anderen Bereich gilt es hervorzuheben und zu stärken.

Den Sozialraum wahrnehmen

Neben der Analyse verschiedener Dimensionen des kirchlichen Lebens, der Beachtung tiefergehender Bedürfnisse und wirksamer Kräfte ist die Untersuchung der Situation vor Ort von Bedeutung. Den Kontext wahrzunehmen, den Sozialraum zu analysieren, ist notwendig, um zu sehen, was die Menschen um uns herum brauchen. Das erfordert oft eine entsprechende Änderung in der Haltung. Es geht darum, wirklich auf die Menschen zu hören, ihnen mit ehrlichem Interesse und ohne Urteil zu begegnen. Sie spüren sehr genau, wenn sie für etwas vereinnahmt werden. Und die Zeit, in der es reicht, attraktive Angebote zu machen, ist vielerorts vorbei. Es braucht eine wertschätzende Zuwendung, bei der Freiraum und Interesse miteinander verbunden werden. Dann kommt es zu gemeinwesenorientierten Kooperationen, die gerade, wenn sie nicht funktionalisiert werden, vieles eröffnen können.

Etwas lassen

Wenn es dann darum geht, Schwerpunkte zu setzen, ist es gut, auch etwas zu lassen, sonst kommt es zu Überforderung und überspanntem Aktionismus. Und wenn ich alle Hände voll zu tun habe, kann ich auch nichts Neues anpacken. Etwas lassen ist besonders schwer, wenn damit Personen und Loyalitäten verbunden sind. Und wenn das Vertraute so wichtig ist für das Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung. Offen darüber zu reden hilft. Und die Verbundenheit untereinander stärken. Schließlich hat etwas zu lassen auch mit Vertrauen zu tun. Es ist das Vertrauen, dass Gott mit uns ist. Oder mit den Worten aus Psalm 127: Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. 

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Dieser Beitrag wurde von Dr. Uwe Hein erstellt.